Karin Oberer, 28.11.1946 – 19.06.2008
Gerade mal 2 Jahre her und Ich bin so ZU im Kopf das Ich vergessen hab
was heute für ein Tag ist… 🙁
Karin Oberer, 28.11.1946 – 19.06.2008
Gerade mal 2 Jahre her und Ich bin so ZU im Kopf das Ich vergessen hab
was heute für ein Tag ist… 🙁
Heute war die Trauerfeier.
Und Ich bin immer noch wie betäubt. Es fällt Mir schwer den Druck hinter der Stirn raus zu lassen,
auch wenn ringsum alle flennen und schniefen, und es da nicht gross auffallen würde.
Aber irgend etwas zwingt Mich, nach aussen hin “Haltung” zu wahren.
Während es Mich innerlich zerreisst, meinen Vater weinen zu sehen.
Trotzdem bin Ich da.
Trost spenden.
Halt geben.
Druck wegnehmen.
Einfach nur da sein.
Ich frage nicht wo die Kraft her kommt.
Schliesslich fliessen doch Tränen.
Und es wird leichter.
Ein wenig.
Ich habe Mich heute von Meiner Mom verabschiedet und bin gerade ziemlich durch den Wind. Sie hat Krebs im Endstadium. Das klingt so unglaublich nüchtern. Endstadium. Es erweckt den Eindruck als könnte man diesen allerletzten Abschnitt zeitlich fest bemessen. Als wüssten wir nicht nur, DAS Mom stirbt, sondern auch WANN, so als hätte man den Fahrplan des Lebens an der Wand hängen. Aber wie sollte man es sonst gross ausdrücken. Sie wird ganz sicher sterben. Wahrscheinlich schon in wenigen Stunden oder Tagen. Die Diagnose kam vor nicht ganz zwei Jahren. Dann das volle Programm, Operationen, Chemotherapie, Krankenhaus, wieder nach Hause, dann wieder Krankenhaus und von vorn. Alles für die Katz. Und man stellt fest wie schrecklich hilflos man selbst ist. Das man einfach nur zu sehen kann. Zu sehen dabei, wie Sie immer weniger wird, und innerhalb einiger Wochen um Jahrzehnte altert, mittlerweile nur noch dahin dämmert und zu schwach zum sprechen, zum sich bewegen ist. Diese unsägliche Ohnmacht, nichts tun können zu spüren und zu erkennen das Sie aufgegeben hat und nicht mehr will. Das tut unglaublich weh. Auf allem liegt ein Schatten und die eigenen Problemchen werden plötzlich so unglaublich winzig und irrelevant. Man wartet einfach nur noch auf den einen entscheidenden Anruf und läuft dabei seinen eigenen Kurs weiter und funktioniert funktioniert funktioniert, denn das Leben geht ja weiter. Es hat Sie mitten aus dem diesem Leben gerissen mit gerade mal 59. Und Sie wird keine 62 mehr, ausser irgendein grausamer Gott will es so. Sie hatte noch so viel vor. Und dann steh Ich an Ihrem Bett, halte Ihre Hand, die nur noch Haut und Knochen ist, spüre diese fiebrige Hitze in Ihr. Mama ist ausgemergelt, ausgezehrt… regelrecht aufgefressen von einer der schrecklichsten Krankheiten die unsere Zeit kennt. Was sagt man in diesem Moment? Leb wohl? Machs gut? Gute Reise? Niemand kanns Mir sagen und Ich folge einfach nur meinem Bauchgefühl. Ich sage etwas von dem Ich glaube es bislang noch nie zu Ihr gesagt zu haben. Etwas das jeder seinen Eltern und ganz besonders seiner Mutter ab und an mal sagen sollte, ganz egal wie man sonst zu einander steht:
Ich hab Dich lieb, Mom
Warum müssen wir immer erst jemanden verlieren um zu erkennen was wir an ihm hatten?
Nachtrag:
Heute, 19.06.2008, gegen 16 Uhr, war es vorbei. Sie ist friedlich eingeschlafen und hat es überstanden. Sie hat sich einen wunderschönen Tag mit gutem Reisewetter ausgesucht. Und es ist Vollmond, das Tor ist weit offen und Sie wird gut hinüber kommen.
Gute Reise, Mom.